Colliers Ausblick 2024
Andreas Trumpp

Andreas Trumpp

Managing Director | Head of Market Intelligence & Foresight

[email protected]

Colliers Ausblick 2024: Das Umfeld hellt sich auf

Das Immobilienjahr 2023 hat nur wenigen Entscheidern in der Branche richtig Spaß gemacht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins in mehreren Schritten angehoben und die Finanzierungsbedingungen für Investoren waren nicht die einfachsten. Auf Nutzerseite hat sich eine rezessive Phase in der deutschen Wirtschaft messbar ausgewirkt und beispielsweise Anmietentscheidungen verzögert. Auch der durch die Inflation ausgebremste Konsum konnte nicht zur Aufmunterung beitragen.

Mehr Transaktionsdynamik im Jahr 2024 zu erwarten

Dennoch ist das Geschäft in keinem Bereich der immobilienwirtschaftlichen Wertschöpfungskette zum Erliegen gekommen und auch mit Blick auf das kommende Jahr gibt es keinen Grund für Schwarzmalerei. Im Gegenteil: Die Bedingungen für das Immobiliengeschäft in Deutschland werden 2024 besser sein als 2023. Das zeigt bereits unsere Prognose für die makroökonomische Entwicklung. Wir rechnen für die deutsche Volkswirtschaft mit einem moderaten Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,5 Prozent. Die Inflation wird sich im Jahresverlauf auf 2,7 Prozent abmildern und die EZB wird ihren Leitzins bis zum Ende des Jahres wieder auf unter 4 Prozent senken. Aus Investorensicht weisen also alle Prognosen in die richtige Richtung und sorgen für eine leichte Verbesserung der Marktsituation. Dies wird sich in einer steigenden Anzahl von Transaktionen niederschlagen. Auch das Finanzierungsumfeld wird sich weiter stabilisieren.

CSRD wird den Markt zunehmend prägen

Besonders spannend ist zudem der Blick auf zwei Themen, die den Markt 2024 mitbestimmen werden. Die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird ab dem Jahr 2025 von rund 15.000 Unternehmen in Deutschland umgesetzt. Da liegt es nah, dass diese Unternehmen heute schon ihre Vorbereitungen treffen und die Sensibilität für Nachhaltigkeitsthemen grundsätzlich weiter steigt. Bei den Immobiliennutzern wird es eine erhöhte Aufmerksamkeit geben, nur solche Gewerbeimmobilien anzumieten, die nachweislich zu den eigenen Nachhaltigkeitszielen passen. Investoren und Asset Manager wiederum werden sich 2024 noch etwas offener zeigen für notwendige CapEx-Maßnahmen, damit sie in die Steigerung der Nachhaltigkeit ihrer Immobilien investieren können.

Künstliche Intelligenz entlastet von Standardaufgaben

Das Jahr 2023 wird uns allen als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem die Anwendung von Künstlicher Intelligenz endgültig im öffentlichen Bewusstsein angekommen ist. Nach der Veröffentlichung von ChatGPT gab es eine zuvor nie gesehene mediale Aufmerksamkeit für das Thema KI. Die Quirin Privatbank hat errechnet, dass KI-Anwendungen im Jahr 2024 ein Umsatzwachstum von 33 Prozent erfahren werden. Die Immobilienwirtschaft wird diese Trendbewegung mitgestalten und KI verstärkt zum Einsatz bringen. Vor allem mit Blick auf repetitive und standardisierte Aufgaben ist das eine sehr gute Botschaft. Das People Business Immobilienwirtschaft gerät dadurch nicht ins Wanken. Für Vertrauensaufbau, Beratungsleistungen und Entscheidungen werden nach wie vor Menschen mit ihrem spezifischen Wissen und echter Empathie verantwortlich sein.


Weitere Artikel von diesem Autor:

Steigende Mietvertragslaufzeiten

Steigende Vertragslaufzeiten bei Bürovermietungen

Die Mietvertragslaufzeiten bei Bürovermietungen in Deutschland steigen wieder an. Zu diesem Ergebnis kommen wir in unserer neuesten Analyse, bei der wir die Vertragslaufzeiten in den Top 7 zwischen 2010 und 2023 ausgewertet haben. Mit zunehmendem Leerstand ab 2019 sowie Unsicherheiten während der Pandemie war die durchschnittliche Vertragslaufzeit 2022 von 6,1 Jahren auf 5,7 Jahre gesunken, […]
Sieben Thesen zur Zukunft der Büroimmobilie

Sieben Thesen zur Zukunft der Büroimmobilie

In einer gemeinsamen Studie mit dem ifo Institut haben wir untersucht, welchen Effekt eine langfristige Homeoffice-Quote von 25 Prozent auf den Büromarkt in den deutschen Top 7 Städten hat. Die Studie verknüpft erstmalig die Daten der Homeoffice-Umfragen des ifo Instituts unter 9.000 Unternehmen mit anonymisierten Bürovermietungen zwischen 2013 und 2023 aus der Datenbank von Colliers. […]
Insolvenz Projektentwickler Büro Deutschland

Büroprojekte: Zahlen zur Insolvenzwelle

Unser Market Intelligence & Foresight Team hat sich die Insolvenzwelle unter den Entwicklern von Büroimmobilien genauer angesehen, um Transparenz für den Markt zu schaffen. Betrachtet haben wir alle Projekte in den deutschen Top 7-Städten der sechs größten Projektentwickler, die in den vergangenen Wochen und Monaten in Insolvenz gehen mussten. Die wichtigsten Kennzahlen in Kürze 48 […]
Mehr

Weitere Artikel zu dieser Rubrik:

Homeoffice Studie

Homeoffice bleibt und führt zur Anpassung von Bürokonzepten in Deutschland

Die Etablierung von Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Bürokonzepte zu überdenken und anzupassen. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Büroimmobilienmarkt. In unserer gemeinsamen Studie mit dem ifo Institut beleuchten wir diese Veränderungen und zeigen, inwieweit Unternehmen ihre Büroflächen anpassen, auf Desk Sharing setzen und Besprechungs- sowie Sozialräume ausbauen. Ein zentrales Ergebnis: […]
Residential Investment

Der Markt für Zinshäuser springt wieder an

Der Markt für Wohn- und Geschäftshäuser hat sich stabilisiert. Die Kaufpreise für Zinshäuser hatten seit ihren Höchstständen durchschnittlich um 33 Prozent nachgegeben. Die Phase sinkender Preise ist in den meisten Städten nun weitgehend abgeschlossen, der Investmentmarkt für Zinshäuer nimmt wieder Fahrt auf. Das geht aus unserem neuen Report „Residential Investment 2024/2025 — Wohn- und Geschäftshäuser […]
Alt Und Neu5 Kopie

Obsoleszenzen von Büros – Wohnen und Life Science als Ausweg?

In Folge von Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen sowie verschärften ESG-Anforderungen steht der Büroimmobilienmarkt vor einem Wandel. Unsere aktuelle Studie in Kooperation mit Garbe Institutional Capital und PwC zeigt, dass rund 75 Millionen Quadratmeter Bürofläche in deutschen A- und B-Städten von wirtschaftlicher Obsoleszenz bedroht sind – ein Volumen, das den prognostizierten Nachfragerückgang von bis zu 24 […]
Mehr