Die neue Weltordnung
Rückblick zum SZ-Wirtschaftsgipfel über Wirtschaft, Politik und Digitalisierung
Nach „Entscheiden in unsicheren Zeiten“ folgt „Die neue Weltordnung“. Die Überschriften des Süddeutsche Wirtschaftsgipfels treffen jedes Jahr erneut die aktuelle Situation wie der Nagel auf den Kopf. Über 60 hochkarätige Sprecher diskutierten, referierten und standen im November wieder Rede und Antwort auf dem großen deutschen Wirtschaftskongress in Berlin.
Die Veranstaltung ist eine sehr gute Gelegenheit, neueste Informationen und Hintergründe zu erfahren, eignet sich perfekt um sich zu vernetzen und ist geprägt von stets übergreifenden Inhalten und hoher Qualität der Teilnehmer.
Das große Thema „Die neue Weltordnung“ kann in drei wesentliche Bereiche gegliedert werden: Die neue Weltordnung betrifft zum einen die Wirtschaft, zum anderen die Politik, sie betrifft aber auch das Digitale – von Virtual Reality bis künstliche Intelligenz.
Die neue Weltordnung: Die Fragen aller Fragen
Welche Strategien braucht es? Welche Führungskultur? Welche Geschäftsmodelle, welche Innovationen und welche Rahmenbedingungen?
Im letzten Jahr sprach Manuel Valls über Europa und malte ein düsteres Bild aufgrund der Brexit Entscheidung der Briten und der bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland. Dieses Jahr ergänzte Günther Oettinger diese Ausführungen und forderte mehr Europäer in Europa. Insbesondere die Ostgrenzen der EU müssen in den Fokus der Politik. Nur wenn Europa zusammen hält ist es stark genug um China und den USA als ebenbürtiger Partner gegenüber zu stehen – wirtschaftlich wie politisch.
Foto: Stephan Rumpf
Bei der ersten Abendveranstaltung sprach David Davis, britischer Brexit-Minister, über die guten Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland – und dass man diese doch weiterführen möge auch nach Ausscheiden aus der EU. Relativ nüchtern à la „wir waren doch immer Freunde und wollen es auch immer bleiben“.
Im Anschluss saß ich neben dem Regierungssprecher von Theresa May, die zeitgleich interviewt wurde. Im Gespräch gab er mir einen kleinen Einblick in seine Arbeit und wie der Wechsel von Cameron zu May in der Dowing Street No. 10 ablief: innerhalb von 30 Minuten. Unglaublich – der eine raus, die andere rein und dazwischen wurde das Haus „umgebaut“.
Zudem war er während des Interviews sehr nervös, da „the german journalist asked brutal questions“ … naja, die Fragen waren auf den Punkt. Mir hat es gefallen – ihm weniger.
Start-ups machen die Old Economy zum Massenprodukt
Interessanter war die Diskussion zwischen BMW und Nio – ja genau, Nio ein Start-up, welches die Automobilindustrie angreift. Ein Chinese der BMW Paroli bieten will? Ja, die meinen es ernst und sprachen von Massen-Serienreife in 1 – 3 Jahren. Und hier schließt sich eine Kern-Message an: Die gute deutsche „Old Economy“ ist gar nicht so unsexy – nämlich dann, wenn sie sich mit Start-ups verbündet. Die smarte Idee, out-of-the-box, kommt von den Start-ups – die Umsetzung zum Massenprodukt von der Old Economy.
So können wir unsere Tugenden der Ingenieurskunst auch weiterhin nutzen.
Wohnen vs. Gewerbe: vom Co-Working zum Co-Living
Bei den Breakfast-Panels beim SZ-Wirtschaftsgipfel gab es viele unterschiedliche Themen, denen man sich widmen konnte. Ich habe die spannende Diskussion „Wohnen oder Gewerbe? – welche Visionen haben Großstädte?“ verfolgt. In den Zeiten von Flächenknappheit und immenser Zuwanderung vom Umland in die großen Städte spitzt sich hier die Lage zu. Es herrscht nahezu ein echter Kampf um Grundstücke. Daher auch die berechtigte Frage: Wie effizient baut man – z.B. Hochhäuser in München? Die Antwort lautet vielleicht eher Wohnen & Gewerbe statt Wohnen vs. Gewerbe? Rent24, ein Co-Working Anbieter macht es vor: vom Co-Working zum Co-Living. Es werden im gleichen Gebäude von Büroflächen auch Apartments angeboten. Die Städte scheinen begeistert zu sein.
Foto: Stephan Rumpf
Super interessante Tage mit vielen Impressionen und interessanten Menschen. Ob Start-up oder CEO: jeder hatte seine Botschaft und doch waren sich alle in einem einig: die Veränderungen sind so rasch wie nie zuvor… und auch grundlegend. Alte Jobs verschwinden, neue werden entstehen. Die KI (künstliche Intelligenz) wird in den Alltag Einzug erhalten, ob wir wollen oder nicht. In der Produktion ist das schon fast an der Tagesordnung.
Aber es gibt auch die politischen Herausforderungen und auch da waren sich alle einig: es benötigt ein starkes Europa.