International Women’s Day 2022: Kathrin Kuhr im Interview
Kathrin Kuhr ist Associate Director und Teamleader Residential Investment bei Colliers Deutschland in Düsseldorf. Sie startete vor drei Jahren als Consultant im Bereich Residential Investment bei Colliers. Nach weniger als einem Jahr wurde sie erst Senior Consultant und kurze Zeit später Associate Director und Teamleader. Heute führt sie ein Team von sechs Personen. Im Interview zum International Women’s Day 2022 erzählt sie, welche Grundsätze sie während ihrer Karriere begleitet haben und wie das Umfeld bei Colliers sie motiviert hat, ihre Ziele nie aus den Augen zu verlieren.
Kathrin, welchen Herausforderungen musstest du dich während deiner Karriere als Frau in der Immobilienbranche stellen?
Ich hatte nie das Gefühl, dass Herausforderungen in meinem Berufsleben auf die Tatsache zurückzuführen waren, dass ich eine Frau bin. Man merkt natürlich, dass die Branche immer noch recht männlich geprägt ist: Oft bin ich auf Veranstaltungen die einzige Frau – gerade auf Messen liegt der Frauenanteil vielleicht bei 20 Prozent. Das war aber nie ein Problem. Was ich vielmehr beobachtet habe, ist die Schwierigkeit, als junge, dynamische Person Teil der oft recht eingeschworenen Kreise der Branche zu werden. Die Branche ist klein und die meisten kennen sich schon lange. Da hat man als junge Person – egal, ob Mann oder Frau – einfach einen Nachteil.
Warum hast du dich für Colliers als Arbeitgeber entschieden?
Ich bin vor drei Jahren durch persönliche Empfehlungen auf Colliers als Arbeitgeber aufmerksam geworden. Was ich sofort gemerkt habe: Hier gibt es ein gesundes und ausgewogenes, aber vor allem faires Miteinander. Das Prinzip der flachen Hierarchien ist hier nicht nur ein Buzzword, sondern wird wirklich gelebt. Ich kenne das aus vielen Konzernen, dass der Geschäftsführer nur über fünf Ecken angesprochen werden darf – das ist bei uns nicht so. Man wird auch innerhalb des Unternehmens stark gefördert. Ich bin beispielsweise vor drei Jahren als Consultant eingestiegen. Ich komme aus einem etwas anderen Bereich und hatte nach meinem Einstieg dementsprechend eine schnelle Lernphase, bis ich nach einem dreiviertel Jahr schon den Seniortitel bekommen habe. Dann habe ich relativ zügig auch die Perspektive bekommen, das Team leiten zu dürfen. Seit dem 1. März 2020 bin ich nun Teamleiterin. Ich habe also schon nach zwei Jahren Führungsverantwortung übernommen und bekam von Anfang an volles Vertrauen geschenkt. Das ist wahnsinnig wertvoll.
Was macht Colliers anders als andere Unternehmen?
Hier ist Wertschätzung wirklich ein wichtiges Thema und wird aktiv gelebt. Ich habe selbst erfahren, wie motivierend es ist, wenn das eigene Talent erkannt und dann auch entsprechend gefördert wird und Führungspositionen intern besetzt werden. Dafür braucht es gar keine ausgeklügelten Programme. Bei Colliers wird absolut nicht zwischen Männern und Frauen unterschieden. Hier ist jeder gleichberechtigt und alle mit Potenzial werden auch gefördert. Es geht außerdem viel damit einher, dass man sich auf Augenhöhe begegnet und wir dadurch sehr harmonisch zusammenarbeiten. So ergeben sich abteilungsübergreifende Synergien, die zu einem sehr viel effizienteren Arbeiten führen. Ich habe in der Branche schon viel Schubladen-Denken und Einzelkämpfer beobachtet und das ist bei uns definitiv anders.
Verändert sich die Immobilienbranche im Hinblick auf Geschlechtergleichheit und Unternehmenskultur gerade?
Gerade die jüngere Generation wird zunehmend weiblicher, das spürt man deutlich. Bei Neubewerbungen ist bei uns zum Beispiel – aber da spreche ich nur für den Bereich Residential Investment – noch Luft nach oben. Wir suchen seit einiger Zeit neue Kollegen und bei zehn Bewerbern ist im Schnitt eine Frau dabei. Ich glaube nicht, dass die Immobilienbranche generell uninteressant für Frauen ist, aber der Investmentbereich scheint weniger attraktiv zu sein. Ich persönlich sehe es aber auch als Vorteil, dass ich oftmals die einzige Frau in einer Runde bin. Man steht automatisch im Fokus. Das muss man natürlich auch mögen, aber wenn man damit umgehen kann, bieten sich einem durchaus Chancen. Ich habe auch das Gefühl, dass Frauen oft bei Entscheidungen einbezogen werden, weil sie eine ganz andere Verbindlichkeit haben und dadurch eine andere Dynamik in eine Runde bringen. Ich denke, dass viel mehr Frauen bei uns super erfolgreich sein könnten. Vielleicht hat aber die Tatsache, dass beispielsweise deutlich mehr Männer auf Events zu sehen sind, auch eine abschreckende Wirkung auf viele potenzielle Bewerberinnen. Also: traut euch!
Was würdest du deinem 18-jährigen Ich heute gerne mit auf den Weg geben?
Zunächst mal: Ich würde alles nochmal genauso machen. Ansonsten sollte man sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Rückblickend kann ich sagen, dass praktische Erfahrung das Allerwichtigste ist. Man sollte also die Chance nutzen, in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern und so viele Erfahrungen zu sammeln wie möglich, sei es durch Praktika, eine Ausbildung oder Nebenjobs neben dem Studium. Wenn man als junge Frau schon viel Berufserfahrung hat, ist das für andere oft überraschend, aber auch beeindruckend. Ich bin jetzt zum Beispiel im elften Berufsjahr. Ich habe nicht studiert, sondern eine Ausbildung gemacht, bin jetzt beim dritten Arbeitgeber und habe schon ein paar berufliche Schritte gemacht. Dieser Erfahrungsschatz bringt eine gewisse Entspanntheit, was das Gegenüber im Gespräch merkt. Deswegen würde ich sagen: nicht einschüchtern lassen, lieber ein bisschen zu viel wagen als zu wenig – gerade in einem Vertriebsjob – und vor allem verschiedene Dinge ausprobieren und selbst aktiv werden.