Bleistift mit Doktorhut

Interview: Berufsbegleitendes Studieren in der Immobilienbranche

Florian Schroeder, 34 Jahre, ist Senior Consultant | Office Letting bei Colliers in München. Dieses Jahr hat er sich dazu entschlossen, Immobilienökonomie auf Diplom an der Akademie der Immobilienwirtschaft (ADI) zu studieren. Wie er seinen Beruf mit dem Studium verbindet, erzählt er uns im Interview:

Herr Schroeder, bevor wir auf Ihr berufsbegleitendes Studium zu sprechen kommen, schildern Sie uns bitte kurz Ihren beruflichen Werdegang.
Ich habe ziemlich früh erkannt, dass die Immobilienbranche für mich ein interessantes Feld ist, daher absolvierte ich meine Ausbildung zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bei einer eingesessenen Münchner Hausverwaltung. Auf meinem Weg zu Colliers sammelte ich Erfahrungen in verschiedensten Disziplinen der Immobilienwelt, wie An- und Verkauf bei einem erfolgreichen Wohnungsaufteiler und dem Aufbau des Bereiches Office & Retail Letting bei einem führenden Immobilienvermittler. 2012 bin ich zu Colliers gewechselt und berate dort als Senior Consultant Office Letting Münchner Unternehmen für ihren Standorterfolg.

Warum haben Sie sich dieses Jahr für das berufsbegleitende Studium entschlossen?
In einer schnelllebigen Welt, die immer internationaler wird, möchte ich die steigende Erwartungshaltung unserer Kunden mit zusätzlichem Know-how bedienen können. In Pitches kann dies gegenüber Wettbewerbern durchaus ein Vorteil sein. Natürlich ist die Fortbildung zum diplomierten Immobilienökonom auch für meine eigene Karriereentwicklung ein wichtiger Schritt.

Wie reagiert eigentlich der Arbeitgeber auf den Wusch zu studieren?
Unser Head of Office Letting in München, Peter Bigelmaier, der selbst Dozent an der ADI ist, war sofort offen für die Idee und hat mich in der formellen und organisatorischen Umsetzung im Vorfeld meines Studiums sehr unterstützt.

Welche Personen trifft man an der ADI?
Meine Kommilitonen kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Immobilienbranche; die Dozenten sind selbst Geschäftsführer oder führende Angestellte großer Immobilienunternehmen, so bringen alle Beteiligten eine Menge Praxiserfahrung mit, was sich auch deutlich in den Inhalten widerspiegelt.

Wie können wir uns den Aufbau des berufsbegleitenden Studiums vorstellen?
Das Studium an der ADI umfasst 5 Module, in denen folgende Schwerpunkte behandelt werden:

  • Immobilienwirtschaftliche und rechtlich Grundlagen
  • Raumökonomie und Technik
  • Projektentwicklung, Immobilienbewertung und -finanzierung
  • Immobilienmanagement und Immobilienrecht
  • Markt und Führung

In jedem dieser Module muss ich eine Prüfung ablegen, zusammen mit einer Projektarbeit und dem Kolloquium ergibt sich daraus dann die Abschlussnote. Die Studientage finden in der Regel freitags und samstags statt. In den 15 Monaten, die das Studium in etwa dauert, ist „Freizeit“ quasi ein Fremdwort für mich, schließlich werden auch die Aufgaben im Unternehmen nicht geringer.

Apropos „Aufgaben im Unternehmen“: welche Herausforderungen gibt es in der Vereinbarkeit von Beruf und Studium?
Der zeitliche Aufwand für Veranstaltungen und Prüfungsvorbereitung ist nicht zu unterschätzen. Es gibt aber auch Vorteile, die mir das Studieren jetzt schon verschafft. Ich konnte bereits einige Studieninhalte in meiner Arbeit anwenden, beispielsweise finanzmathematische Kalkulationen im Office-Expert-Prozess oder bautechnisches Fachwissen in Gesprächen mit unseren Geschäftspartnern.

Würden Sie Ihren Kollegen das nebenberufliche Studieren empfehlen?
Eindeutig. Wer sich darauf einlässt, kann vom Studium nur profitieren. Wir erhalten tiefgreifende Einblicke in nahezu alle Bereiche der Immobilienwirtschaft und werden vor Aufgaben mit hohem Praxisbezug gestellt. Die Zusammenarbeit mit den Kommilitonen und Dozenten macht großen Spaß – jeder Studierende kann sein persönliches berufliches Netzwerk dort um viele interessante Kontakte erweitern. Und bei erfolgreich abgeschlossenen Prüfungen erhält man ein staatliches Diplom, die RICS Akkreditierung und 50 ECTS (FIBAA).

Vielen Dank für die Einblicke und viel Erfolg weiterhin im Studium!


Weitere Artikel von diesem Autor:

Bezahlbares Wohnen Düsseldorf

Bezahlbares Wohnen in Düsseldorf: 7 Maßnahmen

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Düsseldorf ist so angespannt wie selten zuvor. Die Politik auf kommunaler Ebene sowie auf Landes- und Bundesebene muss gegensteuern. Hier sind sieben Maßnahmen, die helfen, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und langfristig zu erhalten. 1. Handlungskonzept Wohnen aussetzen Das Handlungskonzept Wohnen (HKW) der Stadt Düsseldorf muss sofort ausgesetzt werden. […]
04 ViewUp Quartiersplatz Final

Unser Umzug ins FOUR: Ein spannender Perspektivwechsel

Als Berater in der Bürovermietung betreuen wir jedes Jahr diverse Neuanmietungen von Unternehmen, die mit komplexen Anmietprozessen und Entscheidungen verbunden sind. Im aktuellen Umfeld unterstützen wir unsere Kunden unter anderem verstärkt dabei, sich für die Zukunft aufzustellen und neue Büroflächen mit verändertem Nutzungskonzept zu erschließen. Da dürfte der eigene Umzug unseres Deutschland Headquarters ins FOUR, […]
Mehr

Weitere Artikel zu dieser Rubrik:

Anpassung an den Klimawandel

Anpassung an den Klimawandel: Politik muss Waldbesitzer stärker unterstützen

Laut der neuen Waldzustandserhebung 2023 ist nur jeder fünfte Baum vollständig gesund. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Entgegen Voraussagen hat sich der Zustand der Wälder in Deutschland gegenüber dem Vorjahr nicht verschlechtert. Kiefern kommen mit Hitze und Trockenheit offenbar besser zurecht, hier sank der Anteil kranker Bäume von 28 auf 24 Prozent, der Anteil […]
Stranded Assets

Stranded Assets

Obsoleszenzrisiken einer Bestandsimmobilie im Rahmen einer Nachhaltigkeitsbetrachtung Der Begriff „stranded assets“ ist im Kontext der Überprüfung von Nachhaltigkeitskriterien (ESG) bei Immobilientransaktionen sowie beim Risikomanagement von Immobilienportfolien wieder in Mode gekommen. Durch die Zuspitzung auf einen sogenannten „stranding-asset-point“ wird seine Sinnhaftigkeit in der Immobilienbranche kontrovers diskutiert. Denn dieser bezeichnet das „unerwartete“ drastische Absinken der Ertragskraft oder […]
Eine gute ESG-Analyse sollte Marktdaten berücksichtigen

Eine gute ESG-Analyse sollte Marktdaten berücksichtigen

Ein Drittel der institutionellen Investoren in Deutschland muss die ESG-Perfomance des eigenen Immobilien-Portfolios noch bestimmen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Universal Investment, an der Kreditinstitute, Pensionsreinrichtungen, öffentlich-rechtliche-Einrichtungen und weitere Unternehmen mit einem verwalteten Immobilienvermögen von insgesamt 13,5 Milliarden Euro teilgenommen haben. Es gibt Handlungsbedarf Die Umfrage zeigt einmal mehr, wie viel […]
Mehr