bunte Taschen und Kleidung auf Kleiderstange
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Sabine Schulz

Head of Retail Letting | München

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Probieren geht über Studieren: Vorteile von Pop-Up-Stores

Ein junger Kreativer hat eine Geschäftsidee, die er in der Fußgängerzone seiner Heimatstadt in die Tat umsetzen will. Doch als er sich ernsthaft mit dem Markt und der Umgebung auseinanderzusetzen beginnt, erkennt er schnell, dass sein Vorhaben schwieriger in die Tat umzusetzen ist als gedacht.

In den A-Lagen sind oft nur langfristige und hochpreisige Mietverträge abzuschließen, falls es überhaupt verfügbare Flächen gibt. Die Hürden des Einstiegs und damit die Fallhöhe bei Erfolglosigkeit sind hoch – für viele Gründer und deren potenzielle Finanziers zu hoch. Wie soll man Investoren auch vom eigenen Konzept überzeugen, wenn man keine belastbaren Zahlen für den zu erwartenden Umsatz vorlegen kann?

Kurze Vorbereitungszeit

„Eigentlich gar nicht so schwer“, denkt sich der Kreative. Er testet seine Idee für einen kurzen Zeitraum mit einem Pop-Up-Store. Dafür muss er nur wenige Straßen weiterdenken und die durchschnittlichen und einfachen Lagen in Betracht ziehen. Ein leerstehendes Ladengeschäft ist schnell gefunden.

Auch der Vermieter des Ladens ist von der Idee angetan – schließlich wertet die Vermietung und die dadurch zu erwartende Frequenz seine Immobilie auf und er kann Mieteinnahmen generieren. Weil beide Seiten Vorteile für sich sehen, kommt es zur Einigung: das leerstehende Ladenlokal wird für ein Quartal an den Jung-Unternehmer vermietet.

Mit einfachsten Mitteln stattet der Gründer nun seinen Kurzzeit-Laden so auffällig wie möglich aus. Musikanlage, Kasse und Regale least er, um die Gestaltung kümmert er sich selbst. Ganz wichtig: Auf den ersten Blick muss ersichtlich sein, dass es sich um einen Pop-Up-Store handelt, damit potenzielle Laufkunden ihren Besuch nicht auf den nächsten Spaziergang in dieser Straße verschieben, sondern einen Anreiz haben, direkt reinzuschauen – das nächste Mal könnte es schließlich zu spät sein.

Doch eine Sorge bleibt. Zwar wird jeder, der hier vorbeikommt auf den im Industrial-Style gehaltenen Laden aufmerksam, doch ist die Passantenfrequenz in dieser Lage eher überschaubar. Also muss die Werbetrommel kräftig gerührt werden. Für Funkspots und Zeitungsanzeigen hat der Gründer nicht das nötige Budget, außerdem befürchtet er, seine avisierte Zielgruppe nicht zu erreichen.

Werbung für den Pop-Up-Store: eine Mission für Social Media

Ganz klar – per Instagram, Pinterest, Twitter und Facebook lassen sich exakt zugeschnittene Zielgruppen organisch oder für vergleichsweise kleines Geld erreichen. In den sozialen Medien können auch Erfahrungen über den Besuch im Laden ausgetauscht werden und – bei guter Performance – das Netzwerk stetig erweitert und mehrfach auf die neue Pop-Up-Marke aufmerksam gemacht werden.

Auf diese Weise bekommt der kleine, charmante Laden den Ruf eines Geheimtipps und zieht die Meinungsführer an, die ihre Einkaufs-Erfahrung wiederum in ihren Netzwerken teilen.

Plopp – der Korken knallt!

Nun ist der Tag der Eröffnung gekommen: die rauschende Opening-Party kann schon die ein oder andere Tendenz zeigen, gibt aber noch keinen Aufschluss über Erfolg oder Misserfolg. Sie fungiert eher als Startschuss mit Knalleffekt.

In den folgenden Wochen wird sich zeigen, ob das Konzept ankommt oder nicht. Wichtig ist das direkte Feedback der Kunden – in der Anfangsphase genießen junge Unternehmen bei den Kunden eine Art Welpenschutz. Daher können die Mitarbeiter bei ihren Kunden offen nachfragen, wie diese das Konzept bewerten. Nicht funktionierende Abläufe und/oder Produkte können in dieser Phase schnell nachjustiert werden.

Mit den (hoffentlich positiven) Zahlen, den Erfahrungen aus der dreimonatigen Testphase sowie einem ausgearbeitetem Businessplan kann der Gründer zu seiner Bank gehen und belastbare Argumente für einen Unternehmerkredit vorlegen. Mit etwas Glück und etwaigen kleinen Anpassungen im Konzept kann er entweder seinen Laden schon bald in besserer Lage eröffnen; Oder aber: er hat in seinem Kurzzeit-Laden mit der Anmietung des Ladenlokals und der Performance des Konzeptes so gute Erfahrungen gemacht, dass er genau an Ort und Stelle bleiben möchte. In diesem Fall hätte sich der Pop-Up-Test auch für den Vermieter mehr als bezahlt gemacht.

Vorteile eines Pop-Up-Stores für den Mieter im Überblick:

  • Test des Konzepts auf Performance
  • Geringe Mietkosten durch weniger frequentierte Lage
  • Geringe Kosten für rudimentäre Ladenausstattung, ohne negatives Image angeheftet zu bekommen
  • Geringes Risiko durch kurzzeitigen Mietvertrag
  • Aufbau einer Community
  • Erlangen von Bekanntheit
  • Sammeln von signifikanten Kontakten
  • Chance auf Saisongeschäft

Vorteile eines Pop-Up-Stores für den Vermieter im Überblick:

  • Belebung und Imagegewinn seines Objekts erhöht die Chancen einer Nachvermietung
  • Mieteinnahmen, wenn auch kurzzeitig
  • Bei Erfolg Möglichkeit eines langfristigen Mietvertrags mit dem Pop-Up-Store
  • Wenig oder keine Investitionen nötig
  • Erweiterung des persönlichen Mieterportfolios

Übrigens: Pop-Up-Stores sind nicht nur eine gute Idee für Gründer, deren Budget gering ist. Große Marken haben die Vorteile der Kurzzeit-Läden längst erkannt und nutzen diese Auftritte, um ein neues Produkt zu promoten, ein Firmenjubiläum zu feiern oder einen Showroom auf Zeit einzurichten. Dabei machen sie sich die Aufmerksamkeit, die eine Ladeneröffnung immer mit sich bringt, zu Nutze, um einen speziellen Aspekt – losgelöst vom übrigen Produkt-Portfolio und vom üblichen Ladenkonzept – in den Fokus zu rücken.


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