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Standortvorteil: Glasfaser-Breitband

Breitbandoffensive, digitale Agenda und Netzallianz: landauf, landab herrscht bei Politikern, Wirtschaftsexperten und Medien große Einigkeit über die Notwendigkeit eines flächendeckend schnellen Netzes.

Als Nutzer freuen wir uns darauf, weil wir schon in unserem privaten Alltag erkennen, dass wir für unsere Kommunikation, beim Onlineshopping oder zur Unterhaltung immer größere Mengen an Daten benötigen. Der Bedarf an Datenvolumina im gewerblichen Umfeld muss jedoch in anderen Dimensionen gedacht werden und wächst mit einem noch viel höheren Tempo.

Doch was steckt dahinter? Warum haben gerade Unternehmen einen solch immensen Highspeed-Durst? Und welche Chancen ermöglicht ein Glasfaserkabel im Gegensatz zu einem Kupferkabel? Am Beispiel einer Smart Factory möchte ich aufzeigen, welche Bedeutung der Breitbandausbau für Unternehmen und damit für den Standort Deutschland im Zeitalter von Industrie 4.0 haben kann.

Smart Factory nutzt Big Data

Aktuell entstehen Produktionen, deren Abläufe nicht nur automatisiert, sondern auch intelligent sind. Die Smart Factory trifft unter der Prämisse der Effektivität der Produktion eigene Entscheidungen, beispielsweise über die inner- und interbetriebliche Logistik und Lagerwirtschaft. Zu jedem Zeitpunkt weiß jede Maschine, wo wie viele Exemplare eines Bauteils lagern, wann diese am besten dem automatisierten Produktionsschritt zugeführt werden und in welcher Menge sie nachfließen müssen. Entsprechende Bestellungen gehen automatisch an Zulieferer (bzw. an deren Smart Factory).

Bauteile und Produkte kommunizieren selbst mit den Anlagen der Fertigung, die Anlagen wiederum mit den Steuerungsprogrammen. Auf Grundlage des IoT (Internet of Things) kann der gesamte Produktionsprozess in vollständig digitalisierten Tech-Werken automatisiert und zu einem großen Teil autonom ablaufen. So eine Smart Factory benötigt dazu allerdings einen enorm hohen Austausch und Durchlauf von Daten.

Roboter schweißt Autokarosserie
Breitband schafft Arbeitsplätze

Im Zuge dieser Bedarfsentwicklung der Industrie 4.0 befindet sich bei der Standortwahl im Fokus vieler Produzenten nicht mehr ausschließlich, wo die niedrigsten Lohnkosten anfallen. Denn klassische Arbeiter spielen in einer automatisierten Produktion nicht mehr die entscheidende Rolle. Digitalisierte Produktionen sind viel stärker von anderen Faktoren abhängig: eine Highspeed-Digitalumgebung und hochqualifizierte Fachkräfte stellen in der Smart Factory die wichtigsten Einflussgrößen dar.

Damit ist es durchaus denkbar, dass Industrieunternehmen künftig individualisiert dort produzieren, wo ihre Kunden sitzen und die Entwicklung der Produkte stattfindet – beispielsweise in Deutschland. Das Produzieren in Niedriglohnländern bietet im Gegensatz zur automatisierten Produktion in einer Smart Factory im Heimatland plötzlich nicht mehr die Fülle an Vorteilen, wie dies in der Vergangenheit der Fall war.

Den größten Pool an gut ausgebildeten Fachleuten und die besten Voraussetzungen der digitalen Infrastruktur finden Unternehmen in den wirtschaftlich entwickelten Ländern, die sich zweifelsohne im Wettbewerb miteinander befinden. Und Deutschland ist einer dieser Wettbewerber. So entwickelt sich die Bereitstellung eines flächendeckenden Hochgeschwindigkeits-Netzes zum entscheidenden Wirtschaftsfaktor.

Der Anspruch an die digitalen Voraussetzungen eines Standortes beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Branchen aus Industrie und Logistik. In ebenso hohem Maße benötigen Unternehmen aus den Bereichen IT, Mobilität, Kommunikation, Dienstleistung sowie Forschung und Entwicklung die Voraussetzungen, ihre Prozesse beschleunigen und Innovationen mit Hilfe von Big Data entwickeln zu können. Im Handel, auch im klassisch-stationären, sind ebenfalls unvorstellbare Datenmengen im Umlauf, deren Verarbeitung das schnellstmögliche Netz erfordert.

Wie konkurrenzfähig ist Deutschland?

Wie vorangeschnitten der Netzausbau in der Fläche in Deutschland tatsächlich ist, zeigt die Grafik aus dem Breitbandatlas des BMVI (Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur). Die Lage ist zum großen Teil ernüchternd. Außerhalb von Metropolen und Ballungsgebieten können ganze Landstriche aktuell nicht mit Highspeed-Internet (100 Mbit/s oder mehr) versorgt werden.

Quelle: BMVI-Breitbandatlas: https://www.bmvi.de/goto?id=289136

Viele Gemeinden scheiden demzufolge in den Überlegungen von Unternehmen als möglicher Standort schlichtweg aus. Selbst bei hervorragender Verkehrsanbindung und besten betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen: kein Hochgeschwindigkeitsnetz, keine Chance.

Netzausbau wird zum größten Wirtschaftsfaktor

„Schnelles Internet wird in Zukunft das Nonplusultra-Kriterium für die Standortwahl.“ Dieser These aus einer Colliers-Umfrage stimmen 87% der befragten Entscheider zu und bestätigen mit ihrem Votum die Wichtigkeit des Breitbandausbaus – für Städte und Gemeinden im nationalen, für Deutschland im internationalen Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitsplätze und Innovationen.

Damit Unternehmen im Digitalisierungsprozess in Erwägung ziehen, weiterhin oder wieder in Deutschland zu produzieren, müssen infrastrukturelle Weichen gestellt werden. Statt mit Brückentechnologien wie VDSL müssen Gemeinden tatsächlich flächendeckend mit Glasfaser FTTH (Fiber to the Home) vom Rechen- bzw. Distributionszentrum direkt an den Erfüllungsort ausgestattet werden.


Im europäischen Vergleich der Glasfaseranschlüsse zeigt sich, welchen Nachholbedarf die Bundesrepublik hier hat, um mit den europäischen Nachbarn wenigstens gleichzuziehen. Klar ist – nur mit den besten netztechnischen Voraussetzungen ziehen wir auch in Zukunft Wissen, Talent und Ideen an.


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