Bürovermietungsmarkt weiter von schwachen Konjunkturaussichten geprägt

  • Konjunkturauswirkungen auf dem Vermietungsmarkt spürbar
  • Mietpreise in Zentrumslagen steigen erneut stark an
  • Moderater Leerstandsanstieg trotz hoher Fertigstellungszahlen

München, 06.07.2023 – Auf dem Münchner Bürovermietungsmarkt wurde in der ersten Jahreshälfte 2023 ein Flächenumsatz von 237.200 Quadratmetern erzielt. Die reine Vermietungsleistung ohne Eigennutzer betrug 216.000 Quadratmeter. Damit wurde das Vorjahresergebnis um 39 Prozent verfehlt. „Sowohl die weiterhin hohe Inflation, aber insbesondere auch der Fachkräftemangel im Großraum München sorgen aktuell dafür, dass viele Unternehmer weniger optimistisch in die kurzfristige Zukunft blicken. Die anhaltend hohen Energiekosten betreffen zwar das Verarbeitende Gewerbe am stärksten, jedoch bewertet zurzeit die Mehrheit der Firmen branchenunabhängig ihre Geschäftslage schlechter als zum Jahresbeginn. Dadurch werden strategische Entscheidungen wie Investitionen in Umzüge, insbesondere im großen Flächensegment, häufiger vertagt”, sagt Peter Bigelmaier, Geschäftsführer und Head of Office Letting bei Colliers in München.

Gemessen an der Anzahl der geschlossenen Büromietverträge ist im Vergleich zum langjährigen Mittel ein Rückgang von rund 30 Prozent zu verzeichnen. Die kleinen Flächensegmente bis 1.000 Quadratmeter sind jedoch weiterhin mit einer relativ stabilen Nachfrage versehen. Mit drei Großabschlüssen über 5.000 Quadratmeter wurde die geringste Nachfrage im großen Flächensegment seit 2013 festgestellt.

Die Mietpreise stiegen im ersten Halbjahr erneut an. Die Durchschnittsmiete ist im Vorjahresvergleich mit 24,80 Euro pro Quadratmeter zwar um 4,1 Prozent gestiegen, jedoch hat sich das Wachstum verlangsamt, was insbesondere an der Seitwärtsbewegung der Bestandsmieten liegt. Die Spitzenmiete notiert mit 45,00 Euro pro Quadratmeter erneut auf einem Allzeithoch und rangiert damit 5,9 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr. Die anhaltend hohe Nachfrage nach hochwertigen Neubauflächen auf dem Gesamtmarkt sowie größere hochpreisige Anmietungen in Zentrumslagen sind wesentliche Treiber des Mietpreisanstiegs. „Wir beobachten seit einigen Quartalen eine zunehmende Segmentierung des Marktes. Innerhalb des Mittleren Rings herrscht mit 2,4 Prozent Leerstand Flächenknappheit, während in den Stadtteillagen der Leerstand gestiegen ist. Durch die hohen Lage- und Flächenanforderungen der Nutzer steigt der Wettbewerb um die verbleibenden hochwertigen Flächen in repräsentativen Top-Lagen, was dazu geführt hat, dass erstmals Höchstmieten von deutlich über 50,00 Euro pro Quadratmeter erzielt wurden”, sagt Peter Bigelmaier.

Der Leerstand auf dem Gesamtmarkt inklusive Umland hat sich erwartungsgemäß auf rund 5,8 Prozent gegenüber 4,9 Prozent vor 12 Monaten erhöht. Während in der Altstadt und den umliegenden Lagen mit Leerstandsquoten zwischen 1,2 und 1,6 Prozent weiterhin kaum Flächen verfügbar sind, ist in einigen Stadtlagen ein spürbarer Leerstandsanstieg zu verzeichnen. Zwischen dem Mittleren Ring und der Stadtgrenze nähert sich das Flächenangebot mit einer Leerstandsrate von 7,5 Prozent dem Umland an, in dem aktuell 8,2 Prozent des Flächenbestands kurzfristig zur Verfügung stehen. 580.000 Quadratmeter Neubaufertigstellungen im Jahr 2023 entsprechen dem höchsten Wert seit 20 Jahren und werden im weiteren Jahresverlauf dafür sorgen, dass sich der Leerstand noch weiter erhöhen wird. Untermietflächen steigen weiterhin leicht an und machen derzeit rund 15 Prozent des gesamten Leerstands aus.

„Der Wirtschaftsstandort München ist nicht nur durch die Expansionspläne der Tech-Giganten, sondern auch durch die Kombination an Forschungseinrichtungen, Großkonzernen und einer lebhaften Start-Up-Szene sowie einer breiten mittelständischen Basis ein Top-Zukunfststandort, der auch für Krisenzeiten gewappnet ist. In der derzeitgen Phase von verringerter Nachfrage ist es besonders wichtig, auf die veränderten Anmietungsstrategien der Unternehmen zu reagieren. Vollumfängliche Revitalisierungsprojekte und Neubauten nach modernsten Standards und ESG-Kriterien ziehen auch in Stadtteillagen die Aufmerksamkeit der Nutzer auf sich. Hier steckt viel Potential in B-Lagen: Die Mietpreise im Zentrum steigen nach wie vor, mietpreissensible Nutzer suchen aber ebenfalls hochwertige Büroflächen. Gerade in B-Lagen entstehen aktuell immer mehr Revitalisierungsprojekte, die diesen Anforderungen gerecht werden und bei Erholung der Nachfrage profitieren, da im Zentrum kaum noch hochwertige Flächen verfügbar sind”, sagt Felix Kugler, Geschäftsführer und Regional Manager bei Colliers in München.

Die konjunkturellen Indikatoren und Geschäftserwartungen für das zweite Halbjahr 2023 legen nahe, dass auch der weitere Jahresverlauf von Zurückhaltung geprägt sein wird und frühestens ab Jahresende wieder mehr Aktivität, insbesondere im Großflächensegment, erwartet werden kann. Aufgrund der soliden Basis im kleinen bis mittleren Flächensegment erachtet Colliers einen Jahresumsatz von bis zu 500.000 Quadratmetern als erzielbar.

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