16. Investment Talk Deutschland:
Das nächste Level der Wertschöpfung
13. Oktober 2020 – Zusammen mit meinen Gästen habe ich im „Investment Talk Deutschland“ den deutschen Investmentmarkt unter die Lupe genommen. Dabei haben wir coronabedingte Entwicklungen beleuchtet und kommende Trends bei Immobilien-Investments eruiert. Vielen Dank an Philipp Schaper (Patrizia AG), Henning Koch (Commerz Real AG) und Arndt Buchwald (Quantum Immobilien) für eine spannende Gesprächsrunde.
Die Laune steigt wieder
Der Geschäftsklimaindex dient als Seismograph der deutschen Wirtschaft im Allgemeinen. Gute Werte deuten steigende Umsatzerwartungen und Investitionen an. Der Blick auf den Index verrät, dass die Stimmung der Marktteilnehmer aktuell genauso rasant steigt wie sie zu Beginn der Krise gefallen war. Diese „V-förmige“, positive Entwicklung können wir aus den Begegnungen mit unseren Geschäftspartnern für die Immobilienbranche bestätigen.
Anzahl und Volumina von Immobilieninvestments ziehen wieder an, wir sehen in Deutschland eine hohe Liquidität im Markt. Die Kauflaune wird allerdings durch einen Mangel an den begehrten Produkten eingebremst. Dabei gibt es mitunter große Unterschiede zwischen den einzelnen Asset- und Risikoklassen.
Die Verlierer: Hotels und Einzelhandel
Hotelimmobilien stehen aufgrund fortgesetzter Reisebeschränkungen und Abstandsregeln am stärksten unter Druck. Viele Betreiber stehen vor einer unsicheren Zukunft. Dies schreckt potenzielle Investoren wiederum ab, Kapital in dieser Assetklasse zu platzieren. Bei Umnutzungen von Hotelimmobilien, beispielsweise zu Mikro-Appartements werden Möglichkeiten gesehen, der schwierigen Situation kreativ zu begegnen.
Der stationäre Einzelhandel hat aktuell nicht nur mit starken Zuwächsen beim E-Commerce zu kämpfen, ihn trifft auch die Pandemie besonders stark. Reine Retail-Immobilien haben es am Markt momentan sehr schwer, besonders Shopping-Center. Auch hier gibt es aber Möglichkeiten zur Umnutzung, zum Beispiel in Form von City-Logistik oder Büros. Mixed-Use-Immobilien hingegen wird, auch mit Retail-Anteil, auf Investorenseite weiterhin hohe Aufmerksamkeit entgegengebracht.
Das Fragezeichen: Büro
Büro ist die wohl meist beschriebene Assetklasse der letzten Monate, weil es einen schnellen Trend zum Homeoffice gab und die Frage nach dem Nutzen von Büroflächen auf der Hand lag. Inzwischen ist klar, dass Büros auch in Zukunft als Ort des Austausches und der Zusammenarbeit gebraucht werden, wenngleich sie ihre Gestalt anpassen müssen.
Im Investmentbereich sind Core-Objekte nach wie vor stark nachgefragt. Das Angebot ist allerdings begrenzt. Weniger gute Perspektiven wurden in der Gesprächsrunde den Investments in höheren Risikoklassen attestiert, also Büroimmobilien ab B-Lagen oder Gebäuden ab B-Qualität, die nicht die nötige Flexibilität für die anstehende Transformation von Büroflächen bieten.
Die Gewinner: Wohnen & Logistik
Als stabilstes Segment gelten nach wie vor Wohnimmobilien. Es verwundert also nicht, dass Wohnen als Assetklasse für Investoren aktuell stark im Fokus steht. Gerade in Ballungsräumen ist die Nachfrage nach Wohnraum so hoch, dass hier auch langfristig mit einem krisenfesten Markt zu rechnen ist.
Logistikimmobilien gelten als klarer Gewinner der aktuellen Krise. Zum einen hat sich der Trend zum Online-Shopping zu Lasten des stationären Handels beschleunigt, zum anderen prüfen Hersteller verstärkt ihre Lieferketten – ein Trend zur Lagerung von Produktkomponenten vor Ort ist deutlich erkennbar.
Wie geht es weiter?
Unabhängig von aktuellen Marktbewegungen kann bei Immobilieninvestments die Berücksichtigung von ESG-Kriterien als Megatrend bezeichnet werden. Nachhaltige Geldanlagen, die den ökologischen Fußabdruck unserer Gesellschaft verkleinern und sozialen Bedürfnissen entsprechen, erfahren eine zunehmende Nachfrage, die sich künftig noch signifikant steigern wird.
Im Vergleich zu anderen Ländern, auch in Europa, ist die deutsche Wirtschaft sehr gut aufgestellt. Die Erholung der Märkte ist bereits zu erkennen. Bei Immobilien-Investments hängt gleichzeitig vieles vom Verlauf der Pandemie ab, gerade bei Hotels und im Einzelhandel. Langfristig sehen wir aber auch hier stabilisierende Entwicklungen. Die Assetklassen Büro (mit kleinem Fragezeichen), Wohnen und Logistik haben ihre Resilienz bewiesen und werden weiter erfolgreich performen.