17. Retail-Offensive Mixed-Use:
Die neue Flexibilität der Flächenkonzepte im Einzelhandel
16. Oktober 2020 – in unserem Web-Talk „Retail-Offensive Mixed-Use: Die neue Flexibilität der Flächenkonzepte im Einzelhandel“ habe ich mit meinen Gästen die Möglichkeiten von Einzelhandelsimmobilien im aktuell angespannten Umfeld diskutiert. Vielen Dank an Dirk Ruppert (CELLS Group), Christine Hager (German Council of Shopping Places) und Marek Franz (Lidl) für eine spannende Gesprächsrunde.
Die Folgen der Krise für den stationären Handel
Kaum ein Wirtschaftsbereich wurde so stark von den Auswirkungen der Pandemie getroffen wie der Einzelhandel. Viele Betriebe mussten bereits schließen, andere stehen erheblich unter Druck. Längst haben alle Beteiligten die schwierige Situation erkannt und versuchen gegenzusteuern. In einem „Code of Conduct“ haben Vermieter- und Mietervertreter von Einzelhandelsimmobilien den Schulterschluss vollzogen und einander Unterstützung zugesagt. Das Signal lautet: Wenn alle Stakeholder an einem Strang ziehen, kommt der Handel durch diese für ihn schwierige Zeit und kann zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die aktuelle Situation wird dabei eher als Beschleuniger von Trends wahrgenommen, die sich bereits vor Corona angekündigt hatten.
Im Retail gibt es zudem auch Gewinner: Die Bereiche Ernährung und Hygiene, insbesondere Lebensmitteleinzelhandel und Drogerien, gelten als systemrelevant und werden daher von vielen Beschränkungen ausgenommen – der Bedarf an schnell drehenden Konsumgütern ist ungebrochen. Aber auch andere Branchen können aktuell wachsen. So erfreuen sich Anbieter von Tiernahrung, Outdoor- und Sportartikelhersteller sowie Einrichtungshäuser wachsender Beliebtheit.
Flexibilität und Mixed-Use als Antwort
Auf Immobilienseite bedeuten diese Verwerfungen im Einzelhandel einen Bedarf an neuen Konzepten. Viele Retail-Bestandsimmobilien stehen gemäß geänderter Verbraucheranforderungen vor einer Neupositionierung am Markt oder einer umfassenden Revitalisierung, bei der auch Umnutzungen in Frage kommen.
Bestrebungen, eine Handelsimmobilie in Büro- oder Wohnnutzung umzuwandeln sind dabei immer individuell zu bewerten. Nur für manche Objekte lassen sich derartige Pläne sinnvoll umsetzen. Hier müssen Anforderungen wie Zugänge, Deckenhöhen und Raumtiefen eingeplant werden – nicht jede Gebäudestruktur ist für jede Nutzungsform geeignet. Hinzu kommen gesetzliche Regulierungen, beispielsweise zum Brandschutz und das Einkalkulieren von Umbaukosten.
Im Neubau können solche Faktoren zur Flexibilisierung im Voraus eingeplant werden. Hier geht der Trend zur Nachverdichtung mit Mixed-Use Konzepten bis hin zur ganzen Quartiersentwicklung um eine Einzelhandelsimmobilie mit ergänzenden Retail-Angeboten und Wohnungsbau.
Alle Stakeholder tragen Verantwortung
Durch die Umsetzung solcher Umnutzungs- oder Neubau-Konzepte hin zu Mixed-Use können auch im aktuellen Marktumfeld Core-Immobilien im Retail-Segment neu entstehen.
Wenn sich nicht nur Investoren, Projektentwickler und Einzelhändler flexibel zeigen, sondern auch Kommunen Ihre Bebauungspläne und Zentrenkonzepte an die veränderte Lage anpassen, können die Voraussetzungen für lebendige Statdtteillagen und Innenstädte geschaffen werden. Der wichtigste Faktor bleibt der Endverbraucher, der mit seinem Konsumverhalten aktiv die Gestalt seiner (Einzelhandels-)Umgebung bestimmt.